Bei komplizierten Systemen gibt es immer eine feste Ursache-Wirkungs-Kette. Heisst, startet man vom selben Punkt aus, endet man immer an der gleichen Stelle. Beispielsweise bei der Herstellung eines Produktes: Habe ich dieselben Ausgangsmaterialien und ist die Produktionsmaschine ist identisch eingestellt, erhalte ich immer das gleiche Endprodukt.
Komplexe Systeme sind an vielen Stellen in ihren Eigenschaften diametral gegensätzlich. So nimmt beispielsweise die Planbarkeit bei steigender Komplexität rapide ab. Darüber hinaus sind komplexe Probleme auch nicht mehr (vollständig) beherrschbar. Und zur Beherrschung brauche ich vornehmlich "Können" und erst nachrangig "Wissen".
Man stelle sich einmal vor, dass man beispielsweise Fahrradfahren, Schwimmen oder Tanzen ausschliesslich über Wissen lernen wollte, z.B, durch das Lesen eines Buches oder Schauen von YouTube-Videos. Das wird nicht gelingen. Ein Basis-Wissen, z.B. von Verkehrsregeln, ist zwar notwendig - aber dann geht es darum, Können aufzubauen.
Die komplexe Welt ist die Domäne der Menschen in ihrer ureigenen Eigenschaft - dem Denken, der Innovation, der Kreation und der Intuition. Und hier wird "Scheitern" plötzlich zum wichtigsten Asset. Nicht umsonst gibt es das Mantra "fail fast, fail often, fail forward" - dann nur dadurch weiss ich (früh), dass die eingeschlagene Richtung falsch sein könnte und ich kann diese korrigieren.
Von komplex zu kompliziert reduzieren. Geht das?
Die Unterscheidung zwischen komplizierten- und komplexen Systemen ist wichtig. Denn noch all zu oft wird nach folgendem Vorgehen gearbeitet:
- Wir wollen ein Produkt das auf den Markt bringen.
- Unser Markt besteht aus Menschen.
- Wie machen wir den Markt planbar?
- Wir machen uns ein Modell, wie der Mensch wohl reagiert und folgern daraus, wie ein Produkt auszusehen hat.
- In jeder Interaktion zwischen Aussen (Kunde) und Innen (unser Unternehmen) stehen jetzt Übersetzungen von komplexen Situation in komplizierte Anleitungen.
Der Glaube, dass sich alle Situationen von Komplex auf Kompliziert reduziert werden könne, hat sich in vielen Unternehmen festgesetzt.
Was passiert, wenn wir Komplexe Systeme wie kompliziert Systeme behandelt?
- Es hat zur Folge, dass es immer mehr Regeln und Vorgaben gibt wie zu reagieren ist wenn eine bestimmte Situation eintritt.
- Da komplexe Systeme aber keine feste Ursache-Wrikungs-Kette haben, führen diese Regeln und Vorgaben nur bedingt zu einer Lösung der Situation.
- Irgendwann erstickt man an seinen eigenen Regeln.
Besser wär die Definition von Prinzipien.